Kritik an heutiger Filmmusik
Ennio Morricone ist sauer. In einem aktuellen Interview mit der britischen Tageszeitung The Guardian übt die italienische Komponistenlegende harsche Kritik an den Standards heutiger Filmmusik. Es werde kaum noch Geld für gute Filmmusik investiert, sagt er. Das Ganze sei ein fehlgeleiteter Versuch, die Kosten zu senken. Als Beweis führt er den vermehrten Einsatz von amateurhaften Komponisten, aber auch die Verwendung zu vieler elektronischer Instrumente an. Synthetisierte Sounds seien viel billiger als Live-Musiker. Das Problem: "Elektronische Instrumente machen die Musik flach. Vielleicht kann man alles mit ihnen machen, aber das Ergebnis ist immer das gleiche - eine Art standardisierte Musik", so der Maestro.
Ennio Morricone leide sehr oft, wenn er sich heute Filme anschaue. Kritisch äußert sich der 86-Jährige in dem Zusammenhang auch über Filmemacher, die Musik "nicht vollständig verstehen". Man könne nichts mit einem 20-sekündigen Musikstück ausdrücken. Es könne höchstens einen Szenenwechsel signalisieren. "Doch wenn man zulässt, dass sie sich entwickelt, kann Musik Dinge erzählen, die im Film nicht gesagt oder gezeigt werden." Morricone hat in insgesamt 60 Arbeitsjahren mehrere Hundert Soundtracks geschrieben - darunter für solche Meisterwerke der Leinwand wie "Zwei glorreiche Halunken", "Spiel mir das Lied vom Tod", "Mission" und "Cinema Paradiso". Für sein Lebenswerk wurde er vor 8 Jahren mit dem Ehrenoscar ausgezeichnet.